Donnerstag, 7. April 2011

Ausnahmsweise mal ZEIT Online

Zeit Online
7.4.11
Ärztemangel Länder wollen Ärzte aufs Land locken
Ballung in den Städten, Ärztemangel auf dem Land. Die Politik will Mediziner mit Prämien fürs Provinzleben begeistern. Die Kassen warnen vor steigenden Kosten.
Für junge Ärzte soll die Arbeit außerhalb der Metropolen attraktiver werden: Mit Zuschlägen und besseren Arbeitsbedingungen wollen die Gesundheitsminister sie aufs Land locken und so die immer größeren Versorgungslücken schließen. Auf einem Sondertreffen einigten sich die Ressortchefs von Bund und Ländern auf Kernpunkte eines Ärztegesetzes. "Insgesamt soll das gesamte Versorgungsgesetz dazu beitragen, dass der Arztberuf attraktiver wird, insbesondere in ländlichen Gebieten", erläuterte Bundesminister Philipp Rösler (FDP). Dem Treffen waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen.

Das Problem: Wegen Nachwuchsmangels könnten auf dem Land künftig geschätzt bis zu 20.000 Ärzte fehlen. Allein 2009 hätten 2500 in Deutschland ausgebildete Ärzte das Land verlassen, sagte Rösler. 
Ein Teil der Lösung soll sein, dass die Länder die Niederlassung der Ärzte stärker als bisher mit bestimmen dürfen. Bislang drängeln sich Ärzte in den Städten, während sie auf dem Land fehlen. Die Mediziner sollen durch Zuschläge Anreize erhalten, in Mangelregionen zu arbeiten. Wenn Krankenkassen und Ärzte sich nicht einigen, wie sie die Lücken in der Versorgung schließen, sollen die Länder erstmals selbst einen entsprechenden Beschluss fassen können.

dentix Das gibt aber Verfassungsprobleme! Grundgesetz Artikel 12 [Berufsfreiheit]!
Anreize (z.B. Honoraraufstockung, Bezahlen von Vertretungen während z.B. schwangerschaftsbedingten Ausfällen (der Arztberuf ist einer derjenigen mit überproportionalem Frauenanteil!)) wären In Ordnung, solange andere Ärzte oder Ärztegruppen dies nicht mit Honorareinbußen zu bezahlen hätten. Aber wahrscheinlich wird es genauso gedacht!
Warum gilt eigentlich nur für alle anderen: Gleiche Arbeit, gleiches Geld! für Ärzte aber nicht!


Um den Ärzteüberhang in Ballungsräumen abzubauen, sollen die Arztvereinigungen den freiwilligen Verzicht auf eine Arztzulassung finanziell besser fördern können.

dentix Wie das? Sollen die KV-/KZVen aus dem Budget Boni zahlen wenn ein Arzt seine Praxis aufgibt und NICHT an einen Nachfolger verkauft? Das kann aber ganz schön teuer werden, denn mit weniger als dem normalerweise zu erzielenden Preis aus Praxiswert + Goodwill würde ICH (und wohl auch kein anderer Kollege!) mich nicht zufrieden geben! Entweder die Kassen/Politik/Staat stellen dafür Kohle zur Verfügung, oder es geht in die Hose, bzw. die anderen Ärzte werden wiedereinmal um Lohn für ihre Arbeit betrogen!

Um die Studienplatzzahl in der Medizin zu erhöhen, soll sich der Bund zudem befristet an den Kosten des Ausbaus von Studienplätzen beteiligen. Das ist innerhalb der Bundesregierung aber noch kein Konsens. Das Bundesgesundheitsministerium geht insgesamt von einem "geringen finanziellen Mehrbedarf" aus. Insgesamt bekommen die mehr als 140.000 Ärzte in Deutschland 2011 ein Rekordhonorar von schätzungsweise 32,5 Milliarden Euro.

dentix Rekordhonorar!! Mhm! 32,5 Mill./144 000 = (durchschnittlich!) 225 694,4€ UMSATZ pro/Arzt und Jahr. Bei einem ECHTEN Einkommensanteil von rd. 20% - und das ist eher zu hoch geschätzt! - bleiben dann rd. 45 138 € JAHRESeinkommen, was rd. 3761 € pro Monat entspricht! Wieviel haben Richter, leitende Beamte und Angestellte und auch so mancher Handwerker netto im Monat?
Aber wir Ärzte verdienen ja soooo viel!


In den parallelen Verhandlungen der Koalitionsfraktionen mit Bundesminister Rösler zu demselben Gesetz ist dem Vernehmen nach unter anderem noch strittig, ob Geld an Ärzte fließen soll, die in "überversorgten Gebieten" ihre Praxis aufgeben.

Die Koalition plant Garantien für Ärzte, so dass sie einige Jahre nach einem Einsatz in der Provinz ihren Sitz wechseln können.

dentix Garantien? Welche Garantien? Ziemlich schwammig das Ganze! So wie sich das liest, nehme ich mal an, es geht darum Ärzten, die sich verpflichten einige Zeit aufm Land zu arbeiten, zu garantieren, daß sie anschließend eine Zulassung für bestimmte Gebiete (evtl. sogar den Wunschort?) bekommen!
Nach der Denke der "Gesundheitspolitiker" kann man davon ausgehen, daß die erhoffen der Arzt würde - nachdem er sich ja nun eine Existenz auf dem Land aufgebaut hat - davor zurückschrecken diese aufzugeben und sich des erneuten Risikos zu stellen, so daß sie ihre Garantien wahrscheinlich nicht einlösen müssen!
So ganz unrecht haben Sie damit auch nicht. Man stelle sich die Situation doch einmal vor: Da ist eine junge Ärztin (wie schon gesagt ist der Frauenanteil sehr hoch!), nach Studium, Assistenzzeit und evtl. Facharztausbildung, inzwischen ist Sie zwischen 30 und 38, und läßt sich auf den Deal ein.
Jetzt wäre noch wichtig zu wissen, für wie lange die Verpflichtung den mindestens gelten soll!? Die Kassen werden mindestens 7 Jahre wünschen, die Ärzte eher 2! Treffen wir uns in der Mitte, also 5 Jahre!
Sie verpflichtet sich also für 5 Jahre auf dem Land, an einem von Land oder Kassen bestimmten Ort, zu arbeiten! Am Ende der Zeit wäre Sie zwischen 35 und 42 Jahre alt!
Entweder hat Sie keinen Partner, oder der ist mitgegeangen, oder hat vielleicht sogar gewartet!
1. Fall, kein Problem!
2. Fall, der Partner hat sich inzwischen dort auch beruflich etwas aufgebaut und die Beiden haben sogar Kinder (gilt die Garantie auch bei Unterbrechung durch Schwangerschaft und Kindererziehung; man darf ja die "biologische Zeitbombe" bei Frauen nicht vergessen?). Wie wahrscheinlich ist es daß die Beiden tatsächlich die Garantie in Anspruch nehmen?
3. Fall, hier würde die Garantie fällig! Doch wie wahrscheinlich ist es, daß die junge Ärztin überhaupt darauf eingeht, wenn nicht wenigstens handfeste Vorteile winken?


Die Kliniken sollen stärker Patienten ambulant behandeln, ohne sie stationär aufzunehmen.

dentix Dazu brauchen die Krankenhäuser a. die Ausstattung, b. das Personal. Beides ist Ländern und Kassen aber immer zu teuer, nicht umsonst hat man ja kräftig "gespart"! Der größte Einzelblock der GKV sind doch jetzt schon die Krankenhauskosten!
Im Grunde geht es um staatlich organisierte Konkurrenz zum niedergelassenen Arzt. Würden Krankenhäuser die generelle Erlaubnis bekommen auf diesem Feld mit den Niedergelassenen zu konkurrieren, wären diese in deutlich schlechterer Position. Hinter Ihnen steht nämlich nicht der Staat der mal eben das Risiko übernimmt, bzw. für wirtschaftliche Fehlentwicklungen/-entscheidungen aus der Landeskasse geradesteht. Eigentlich unlauterer Wettbewerb! Womit ich auf meinen vorherigen Beitrag und zu Fr. Pfeiffers Auslassungen zu "mehr" Wettbewerb verweisen möchte!


Krankenkassen sollen zudem schneller Facharzttermine vermitteln.

dentix Ich verweise kopfschüttelnd auf meinen vorherigen Beitrag!

Die rheinland-pfälzische Ministerin Malu Dreyer (SPD) zeigte sich enttäuscht, weil die Ministerkonferenz keine stärkere Verschiebung von Ärzteaufgaben auf Schwestern und Pfleger versuchte.

dentix Frau Dreyer sollte einmal das Heilkundegesetz studieren und sich auch ansonsten kundig machen! Aus sehr gutem Grund ist die Ausübung der Heilkunde NUR Ärzten gestattet! Nach deutschem Recht begeht jeder der die körperliche Unversehrtheit eines Menschen verletzt Körperverletzung. Jede Spritze, jeder chirurgische Schnitt IST rechtlich Körperverletzung, lediglich die Ausnahmegestattung des Heilkundegesetzes für zur Ausübung der Heilkunde Berechtigte, sprich Ärzte, verhindert, daß ein Arzt deswegen rechtlich belangt wird!
Ärzteaufgaben können nicht auf andere verschoben werden, so daß diese sie selbstständig erledigen! Wichtig ist das SELBSTSTÄNDIG, also in eigener Verantwortung! Sie können, unter Aufsicht eines Arztes, delegiert werden (zumindest einiges), aber sie dürfen NICHT SElBSTSTÄNDIG ausgeführt werden!
(Gab vor Kurzem gerade den Fall einer selbstständigen Dentalhygienikerin der die Durchführung einer PZR (professionelle Zahnreinigung) vom Gericht untersagt wurde, weil dies zahnärztliche Tätigkeit (eben wegen der damit verbundenen Verletzung) sei!Vom Zahnarzt beauftragt und unter zahnärztlicher Aufsicht hätte Sie es dürfen, aber nicht ohne!)


Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung forderte, die in Ballungsräumen herrschende Überversorgung an Ärzten abzubauen, um die auf dem Land drohende Unterversorgung mit Hausärzten abzuwenden – und zwar "ohne neue Belastungen der Beitragszahler". Gebraucht werde insgesamt nicht mehr Geld, sondern eine bessere Verteilung zwischen den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Viele hochspezialisierte ärztliche Leistungen würden derzeit parallel von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten erbracht, ohne dass es eine Abstimmung gebe.

dentix Wer ist Chefin des Spitzenverbandes der gesetzlichen kranken Kassen? Na?
Frau Doris Pfeiffer!!!!!!
Bitte vorherigen Beitrag lesen! Dann muß ich mich jetzt nicht wiederholen!


Das Gesetz solle am 1. Januar 2012 in Kraft treten. Die Minister wollen die Gespräche am Donnerstag abschließen.